Rakiura ist der Maori Name für Stewart Island und bedeutet "Land des glühenden Himmels". Nirgendwo sonst auf den beiden Pazifikinseln - außer vielleicht in Hokitika an der Westküste der
Südinsel - sind die Sonnenuntergänge so spektakulär wie hier, am südlichsten Punkt Neuseelands. Stewart Island ist nicht nur bekannt für seine grandiosen Sonnenuntergänge und das im Winter
gelegentlich sichtbare Südlicht Aurora Australis, sondern auch für seinen Regen (laut Statistik fällt er an 220 Tagen im Jahr), seine Abgeschiedenheit und seine unberührte Natur. 85 Prozent der
1683 km² großen Inselfläche bilden den Rakiura Nationalpark. Die meisten der knapp 400 Insulaner wohnen in Oban an der Halfmoon Bay. Sie leben vom Tourismus, von Einnahmen aus
Aquafarmen oder vom Fischfang.*
Die Überfahrt nach Stewart Island gleicht einer Achterbahnfahrt
Die Fähre von Bluff nach Stewart Island verkehrt zwei bis vier Mal täglich. Die Überfahrt dauert rund eine Stunde und fühlt sich an wie eine Achterbahnfahrt. Ich habe mich noch nie in meinem Leben seekrank gefühlt - bis jetzt...
Doch die Fahrt geht schneller vorbei als gedacht und gegen 12 Uhr mittags erreichen wir die Halfmoon Bay in Stewart Island (unversehrt). Ein Shuttle holt uns vom Hafen ab und bringt uns zum B&B von Jo und Andy Riksem. Als sich die himmelblaue Haustür öffnet, blickt uns ein etwa 70 jähriger, bärtiger, grauhaariger Mann mit einem herzlichen Lachen an und bittet uns in sein, mit Büchern vollgestopftes, Wohnzimmer. Bei Tee und Keksen erzählt er uns vom Leben auf der Insel und gibt uns den Tipp Ulva Island zu besuchen.
Ulva Island ist eine 19,9 km² kleine Insel an der Ostküste von Stewart Island, die von Eindringlingen - vor allem Ratten - befreit wurde, um die heimischen Tierarten zu schützen.
Doch nachdem wir unsere Taschen und unsere Koffer verstaut haben, erkunden wir erst mal die Umgebung rund um die Halfmoon Bay und laufen zum Meer.
An der View Street entdecken wir eine kleine Bucht, in der einige der Inselbewohner ihre Boote in bunt gestrichenen Häuschen lagern.
Stewart Island hat noch einen zweiten Maori-Namen: Punga o Te Waka a Maui - Ankerstein von Mauis Kanu. In der Mythologie der Maori benutzt Maui die Insel als Anker, an den er sein Kanu - die Südinsel - festkettet.*
Der Wanderweg zum Maori Beach gehört zu den schönsten, die ich in Neuseeland gesehen habe. Links der grüne, undurchdringliche Regenwald. Rechts Buchten mit feinen Sandstränden und das türkisblaue, glasklare Wasser des Pazifiks.
Wir hören auf die Empfehlung von Andy und fahren am nächsten Tag mit einem Wassertaxi nach Ulva Island. Die Insel ist ein offenes Naturreservat, das 1992 von DOC-Mitarbeitern und freiwilligen Helfern von eingeführten Säugetieren - vor allem Ratten - befreit wurde. Auf der 275 ha großen Insel gibt es zahlreiche Wanderwege und Naturlehrpfade. Wir laufen von Bucht zu Bucht, genießen die schöne Natur und die Einsamkeit.*
Plötzlich bemerken wir einen kleinen, gefiederten Begleiter. Der Stewart Island Robin verfolgt uns schon eine Weile und wartet wohl
darauf, von uns gefüttert zu werden.
Auf dem Weg zum Lookout Point, der beste Platz um den Sonnenuntergang zu beobachten, werden wir Zeuge einer dramatischen Familienzusammenführung. Die Entenküken haben sich durch einen
engmaschigen Zaun auf den Schulhof gezwängt. Verzweifelt versucht die Entenmutter wieder zu ihren Jungen zu gelangen. Doch sie ist einfach zu groß. Schließlich fliegt die Mutter über den Zaun und
sammelt ihre Küken ein. Happy End! :)
Außerdem begegnen wir einem hungrigen Kaka, der es auf unser Abendessen abgesehen hat. Kakas sind Waldpapageien, die im Rest Neuseelands sehr selten vorkommen. Ähnlich wie ihre Verwandten die Keas, sind Kakas sehr neugierig, intelligent und kennen keine Angst vor Menschen.
Am Lookout Point.
Was für ein Anblick! Wir haben so ein Glück, denn der Himmel bleibt fast wolkenfrei und gewährt uns einen Blick auf die untergehende Sonne.
Quellen: Alle faktischen Informationen stammen aus folgenden Reiseführern:
DuMont Reiseverlag: Reise-Handbuch Neuseeland.1. Auflage 2011,
Lonely Planet: New Zealand 2010
und von folgenden Webseiten:
http://stewartisland.co.nz/
www.doc.govt.nz/
Auf Stewart Island war ich mit meiner Freundin Sandra Wiebrecht unterwegs.
Da wir nur eine Kamera benutzt haben, ist nicht ganz klar, wer welches Foto gemacht hat. ;)